Ametropie: Beschreibung, Prävalenz und Behandlung
- Was ist Ametropie?
- Wie wirkt sich Ametropie auf Menschen weltweit aus?
- Was verursacht Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Astigmatismus?
- Wie hoch ist das Risiko, dass eine Ametropie bei Säuglingen und Kindern nicht erkannt wird?
- Welche Symptome sind typisch für eine Ametropie?
- Wie wird eine Ametropie korrigiert?
- Kann Ametropie verhindert werden?

Was ist Ametropie?
Ametropie ist der medizinische Begriff für Refraktionsfehler. Dabei ist das Auge nicht dazu in der Lage, die Lichtstrahlen eines Objekts direkt auf der Netzhaut zu fokussieren und ein klares Bild zu erzeugen. Ametropie umfasst Refraktionsfehler aufgrund von Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Astigmatismus.
Bei Myopie (Kurzsichtigkeit) werden die Lichtstrahlen vor der Netzhaut gebündelt. Bei Hypermetropie (Weitsichtigkeit) werden die Lichtstrahlen hinter der Netzhaut gebündelt. Bei Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) bündeln sich die Lichtstrahlen nicht in einem einzigen Punkt, sondern in mehreren verschiedenen Punkten.
Wie wirkt sich Ametropie auf Menschen weltweit aus?
Ametropie ist das häufigste Augenproblem von Menschen aller Altersgruppen überall auf der Welt. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung über Sehbehinderungen und Blindheit weltweit ergab, dass unkorrigierte Refraktionsfehler für Sehbehinderungen bei mehr als 100 Millionen Menschen verantwortlich sind.
Blindheit wurde bei fast sieben Millionen Menschen festgestellt. Somit verringert sich bei nahezu einem von 100 Menschen die Sicht aufgrund von Ametropie – oder geht sogar ganz verloren.
Eine unkorrigierte Ametropie hat unzählige negative Folgen für den Einzelnen, seine Familie und die Gesellschaft im Allgemeinen. Armut und mangelnder Zugang zur Augenpflege verhindern, das viele Menschen eine Behandlung zur Korrektur ihres refraktiven Fehlers erhalten. Das hat zur Folge, dass sich der sozioökonomische Status dieser Menschen und ihrer Familien verschlechtert. Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sind für Menschen mit Ametropie eingeschränkt.
Dank der zunehmenden Sensibilisierung und einer verbesserten medizinischen Versorgung ist die Prävalenz von Sehbehinderungen und Blindheit aufgrund von Ametropie zwischen 1990 und 2010 um fast ein Drittel zurückgegangen.
Was verursacht Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Astigmatismus?
Kurzsichtigkeit
Bei Kurzsichtigkeit werden in die Augen eintretende Lichtstrahlen in einem Punkt vor der Netzhaut gebündelt. Dies führt zu verschwommener Fernsicht. „Refraktive Kurzsichtigkeit“ kann auf eine zu stark gekrümmte Hornhaut oder Linse zurückzuführen sein oder auf eine Linse, die zu nah an der Hornhaut sitzt. Meist ist Kurzsichtigkeit auf einen zu langen Augapfel im Verhältnis zur Fokussierungskraft des Auges zurückzuführen. Dies ist auch als „axiale Kurzsichtigkeit“ bekannt. Axiale Kurzsichtigkeit ist die häufigste Form von kindlicher Kurzsichtigkeit.
Kurzsichtigkeit gilt in vielen Ländern als die häufigste Ursache für Refraktionsfehler. Forscher haben herausgefunden, dass die Prävalenz von Kurzsichtigkeit von mehreren Faktoren erhöht wird:
Weniger im Freien verbrachte Zeit
Mehr Zeit bei Tätigkeiten in Nachsichtbereich
Höhere Bildung
Ein alarmierender weltweiter Trend ist die zunehmende Prävalenz von Kurzsichtigkeit. Insbesondere in einigen ostasiatischen Ländern haben Forscher festgestellt, dass fast vier von fünf Erwachsenen über 18 Jahre kurzsichtig sind. Auch in der westlichen Hemisphäre ist der Trend zu einer zunehmenden Kurzsichtigkeit zu beobachten, wenn auch nicht so stark.
Es gibt viele Strategien zur Verzögerung des Beginns von Kurzsichtigkeit oder der Verlangsamung ihres Fortschreitens. Dazu gehören:
Mehr Zeit im Freien
Niedrig dosiertes, topisches Atropin
Neue Brillen zur Kontrolle der Kurzsichtigkeit
Zusätzliche biofokale und progressive Gläser
Orthokeratologie über Nacht
Mehrstärken- und Dualfokus-Kontaktlinsen
Diese Strategien sind von entscheidender Bedeutung, denn eine starke Kurzsichtigkeit kann das Risiko von sehkraftbedrohenden Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören etwa Netzhautablösung, Netzhautrisse, frühes Auftreten bestimmter Katarakte, Glaukom und Makulopathie. Der Anstieg der weltweiten Prävalenz von Kurzsichtigkeit hat bereits dazu geführt, dass Millionen von Menschen Chancen und Produktivität verloren gehen.
Weitsichtigkeit
Bei Weitsichtigkeit werden die Lichtstrahlen, die aus der Ferne auf die Augen treffen auf einen Punkt hinter der Netzhaut gebündelt. Dies führt zu einem verschwommenen Bild. Meist ist ein im Verhältnis zur Fokussierungskraft von Hornhaut und Linse zu kurzer Augapfel dafür ursächlich.
Die Prävalenz der Weitsichtigkeit ist weltweit unterschiedlich. Bei Säuglingen ist Weitsichtigkeit der häufigste Refraktionsfehler. Diese Weitsichtigkeit nimmt in der Regel innerhalb weniger Jahre ab, wenn der Säugling ins Kleinkindalter kommt.
Die aktuellen Trends bei den weltweit auftretenden Refraktionsfehlern zeigen, dass die Prävalenz der Weitsichtigkeit im Vergleich zur Kurzsichtigkeit gering ist.
Hornhautverkrümmung
Bei Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) führt eine ungleichmäßig geformte Hornhaut zu unscharfem Sehen. Die Meridiane des Auges sind so gekrümmt, dass das einfallende Licht unterschiedlich stark bricht und nicht auf einen Punkt auf der Netzhaut gebündelt werden kann. Die zur Korrektur von Hornhautverkrümmung erforderliche Behandlung ist komplexer als eine einfache sphärische Korrektur von Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit.
Weitsichtige und kurzsichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Hornhautverkrümmung zu erkranken. Dies gilt auch für schwarze oder hispanische Menschen.
Wie hoch ist das Risiko, dass eine Ametropie bei Säuglingen und Kindern nicht erkannt wird?
Kinder erkennen womöglich nicht, dass sie verschwommen sehen. Deshalb kann eine Ametropie bei ihnen womöglich unerkannt bleiben. Unkorrigierte Refraktionsfehler können bei Kleinkindern das Risiko erhöhen, an Amblyopie („träges Auge“) zu erkranken. Diese Krankheit kann behandelt werden, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Wird sie hingegen zu spät erkannt, kann sie zu einer lebenslang verringerten Sehschärfe und Tiefenwahrnehmung führen.
Es ist wichtig, bei Kindern auf Anzeichen wie die Vermeidung von Tätigkeiten im Nahsichtbereich, Blinzeln, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und überanstrengte Augen zu achten. Kinder erbringen aufgrund einer Ametropie womöglich schlechtere Leistungen in der Schule oder beim Sport. Sehtests sind hilfreich bei der Erkennung von Refraktionsfehlern. Es ist jedoch eine gründliche Untersuchung durch einen Augenarzt notwendig, um Ametropie zu erkennen und zu behandeln.
Welche Symptome sind typisch für eine Ametropie?
Eine Ametropie kann alltägliche Aufgaben erschweren. Lesen, Sport treiben, risikolos Kochen oder sicher Autofahren – all das erfordert klares Sehen. Zu den Symptomen einer unkorrigierten Ametropie gehören:
Überanstrengung der Augen und Augenermüdung
Kopfschmerzen
Blinzeln, um scharf zu sehen
Wie wird eine Ametropie korrigiert?
Meist wird ein Refraktionsfehler dann erkannt, wenn der Betroffene sein verschwommenes Sehen bemerkt. Bei Kindern kann er durch Schuluntersuchungen, Beobachtungen der Eltern, Beschwerden des Kindes oder jährliche Besuche beim Augenarzt festgestellt werden.
Zur Korrektion einer Ametropie gibt es folgende Optionen:
Kann Ametropie verhindert werden?
Studien haben gezeigt, dass der Aufenthalt im Freien das Auftreten von Kurzsichtigkeit verzögern kann. Augenärzte empfehlen inzwischen, dass Kinder jeden Tag 80 bis 120 Minuten, also etwa 2 Stunden im Freien verbringen sollten. Dies kann das Risiko der Entwicklung von Kurzsichtigkeit verringern.
Außerdem wurde festgestellt, dass folgende Strategien das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit verlangsamen können:
Niedrig dosierte Atropintropfen, die vor dem Schlafengehen in die Augen geträufelt werden
Mehrstärken- und konkurrierende Defokussierungsbrillen und Kontaktlinsen
Orthokeratologie über Nacht
Auch Änderungen der Lebensweise können die Überanstrengung der Augen verringern und gute Sehgewohnheiten fördern. So etwa
Pausen bei Aufgaben im Nahsichtbereich. So kann die Überanstrengung der Augen verringert werden. Probieren Sie die 20-20-6 Regel: Alle 20 Minuten, 20 Sekunden lang etwas ansehen, das mindestens 6 Meter entfernt ist.
das Lesematerial nicht zu nah halten. Probieren Sie die Ellenbogenregel: Halten Sie das Lesematerial mindestens so weit weg, wie Ihr Gesicht von Ihrem Ellenbogen entfernt ist.
das Verringern oder Begrenzen der Bildschirmzeit.
eine angemessene Beleuchtung. Richten Sie das Licht auf Ihren Schreibtisch, nicht auf ihre Augen.
Der erste Schritt zur Behandlung eines Refraktionsfehlers ist eine umfassende Augenuntersuchung bei einem qualifizierten Augenarzt oder Augenoptiker. Die Forschung zum Fortschreiten oder Verhindern von Ametropie, insbesondere von Kurzsichtigkeit ist noch nicht abgeschlossen. Ein Experte wird Ihnen nach einer umfassenden Untersuchung die für Sie am besten geeignete Vorgehensweise empfehlen.
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Seite veröffentlicht in Mittwoch, 9. November 2022
Seite aktualisiert in Dienstag, 15. November 2022
Medizinisch überprüft in Sonntag, 13. Februar 2022