Refraktiver Linsenaustausch (Linsenersatz-Operation)
Ein refraktiver Linsenaustausch, auch Linsenersatz-Operation oder klare Linsenextraktion genannt, kann für Menschen mit Alterssichtigkeit und hoher Hyperopie (Weitsichtigkeit) eine bessere Option als eine LASIK, PRK oder phake IOL-Refraktion sein.
Beim refraktiven Linsenaustausch (RLE) wird die klare natürliche Linse Ihres Auges durch eine künstliche Intraokularlinse (IOL) ersetzt. So können Ihr refraktiver Fehler korrigiert, eine bessere Sehschärfe erreicht und die Notwendigkeit, eine Lesebrille oder Bifokalbrille zu tragen reduziert werden.
Der RLE eignet sich vor allem für Menschen mit Alterssichtigkeit oder extremer Weitsichtigkeit, für die eine LASIK-, PRK- oder phake IOL-Operation nicht geeignet ist. Wenn Sie sowohl alterssichtig als auch mittel bis stark weitsichtig sind, kann der RLE die einzige praktikable Option für klares Sehen und minimale Abhängigkeit von einer Brille nach einem refraktiven chirurgischen Eingriff sein.
Eine Linsenersatz-Operation kann zudem Myopie (Kurzsichtigkeit) korrigieren. Sofern LASIK, PRK oder phake IOLs verfügbar sind, wird sie jedoch meist nicht empfohlen.
Das Verfahren für den refraktiven Linsenaustausch ist praktisch identisch mit einer Katarakt-Operation. Der Unterschied besteht darin, dass beim RLE die zu ersetzende Linse klar und nicht durch Grauen Star getrübt ist.
Wie bei einer Katarakt-Operation, so stehen drei Arten von IOLs zur Verfügung. Sie ersetzen die natürliche Linse passend zu Ihren Sehanforderungen und der Gesundheit Ihrer Augen. Zu den Intraokularlinsen gehören:
Monofokale IOLs mit fixiertem Fokus. Monofokale Linsen bieten klares Sehen im Fern-, Zwischen- oder Nahbereich – aber nicht für alle drei Sehbereiche zugleich. Torische IOLs, die eine Hornhautverkrümmung korrigieren, gehören ebenfalls zu den monofokalen IOLs.
Mehrstärken-IOLs. Eine Mehrstärken-Linse bietet klares Sehen auf verschiedene Entfernungen.
Akkommodierende IOLs. Eine akkommodierende IOL ist eine Form der monofokalen Linsen, die durch Verschieben ihrer Position im Auge die Fokussierung auf diverse Entfernungen ermöglicht.
Diese Intraokularlinsen sind im Einzelfall nicht für jeden geeignet." Deshalb wird Ihnen Ihr Augenchirurg genau die IOL empfehlen, die für Ihre individuellen Bedürfnisse die beste ist.
Refraktiver Linsenaustausch: Das Verfahren
Eine Linsenersatz-Operation dauert in der Regel etwa 15 Minuten und wird ambulant durchgeführt. Jedes Auge wird separat behandelt, meist im Abstand von etwa einer Woche.
Während der RLE wird das Auge mit Anästhesietropfen betäubt, sodass normalerweise kein Unbehagen auftritt. Die meisten Patienten berichten von einer sofortigen Verbesserung der Sehkraft nach der Operation.
Die anfängliche Erholungsphase nach dem refraktiven Linsenaustausch dauert gewöhnlich etwa eine Woche. Danach können Sie Ihre Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen.
Die endgültigen Ergebnisse des RLEs zeigen sich ggf. erst nach mehreren Wochen. Darüber hinaus kann es zu Sehstörungen wie verschwommenem Sehen, Lichthöfen und Blendung oder einem "kratzenden" Gefühl kommen, während Ihre Augen heilen.
Sie sollten dazu in der Lage sein, innerhalb einer Woche nach der Operation zur Arbeit zurückzukehren und wieder autozufahren. Natürlich kommt es auf die Anweisungen Ihres Augenarztes an.
Normalerweise spüren Sie die IOL in Ihrem Auge nicht, so wie Sie auch eine Zahnfüllung nicht spüren. Da sich das Linsenimplantat im Inneren Ihres Auges befindet und nicht auf der Oberfläche wie eine Kontaktlinse, ist es darüber hinaus für andere nicht sichtbar.
Die künstliche Intraokularlinse ist ein dauerhafter Ersatz für Ihre natürliche Linse und so konzipiert, dass sie den Rest Ihres Lebens hält. Außerdem ist das Risiko eines Rückschritts und somit einer Verschlechterung der Sehkraft oder eines Verlusts der korrigierenden Wirkung minimal.
Refraktiver Linsenaustausch bei Alterssichtigkeit
Presbyopie (Alterssichtigkeit) betrifft so gut wie jeden. Sie macht sich in den meisten Fällen irgendwann nach dem 40. Lebensjahr bemerkbar. Alterssichtigkeit ist ein natürlicher, altersbedingter Zustand. Dabei wird die natürliche Linse Ihrer Augen fester und unflexibler und Sie verlieren die Fähigkeit, auf nahe Gegenstände zu fokussieren.
Zu den nicht-operativen Optionen für die Korrektur von Alterssichtigkeit gehören Lesebrillen, Mehrstärken- oder Gleitsicht-Brillen und Mehrstärken-Kontaktlinsen. Eine weitere Option ist das Tragen von Kontaktlinsen für die Monovision.
Refraktive Chirurgie wie LASIK, PRK oder phake IOLs kann den durch Alterssichtigkeit verursachten Verlust des Nahsehens nicht direkt beheben.
Zwar gibt es jetzt Monovisions-LASIK und die konduktive Keratoplastik, diese Methoden kommen jedoch nicht für jeden infrage.
Für Menschen mit Alterssichtigkeit und mittlerer bis starker Weitsichtigkeit ist RLE oft die am besten geeignete chirurgische Option.
Mehrstärken- und akkommodierende IOLs ermöglichen es Ihnen, auf alle Entfernungen zu fokussieren. So können Sie sowohl Ihre Alterssichtigkeit als auch eine schlechte Fernsicht verbessern.
Refraktiver Linsenaustausch vs. LASIK
Die LASIK ist nach wie vor die beliebteste Option zur Korrektur von Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit. Bei sehr starken refraktiven Fehlern oder einer abnormalen Hornhaut kann eine linsenbasierte refraktive Operation wie die Extraktion einer klaren Linse oder die Implantation einer phaken IOL die bessere Alternative sein.
Im Gegensatz zu LASIK oder PRK kann der RLE fast jeden Grad der Weitsichtigkeit korrigieren. Zudem ist die Sehschärfe nach der Operation bei mittlerer oder starker Weitsichtigkeit oft besser als nach einer LASIK oder PRK.
Wenn Sie kurzsichtig sind, wird die RLE in der Regel nur dann durchgeführt, wenn Sie für eine andere Operation zur Sehkorrektur nicht infrage kommen. Menschen mit Kurzsichtigkeit haben ein höheres Risiko einer Netzhautablösung während der Extraktion der klaren Linse. Es sollten deshalb zunächst andere Operationen in Betracht gezogen werden.
Sehvermögen nach einem refraktivem Linsenaustausch
Ob Sie nach dem RLE eine Brille oder Kontaktlinsen benötigen, hängt von der Art der verwendeten Intraokularlinse ab.
Monofokale IOLs wurden in großem Umfang bei Katarakt-Operationen und beim Austausch von klaren Linsen eingesetzt. Sie bieten ausgezeichnetes kontrastreiches Sehen. Nur selten kommt es zu Sehstörungen wie Lichthöfen und Blendungen.
Da eine Monofokallinse jedoch nur auf eine Entfernung fokussiert, benötigen Sie wahrscheinlich eine Brille für Aufgaben im Nahbereich, so etwa zum Lesen von Kleingedrucktem oder für die Arbeit am Bildschirm. Die Monovision kann Ihnen jedoch beim Nahsehen helfen.
Wenn Sie nach einem RLE eine Brille benötigen, sehen Sie in der Regel klarer und komfortabler, wenn die Gläser mit einer entspiegelnden Beschichtung versehen sind, die störende Reflexionen beseitigt. Dies gilt für Lesebrillen, Bildschirmbrillen und auch für ganztägig getragene Brillen bei refraktiven Restfehlern.
Wenn Sie nach einem refraktiven Linsenaustausch durch grelles Licht geblendet werden, sollten Sie photochrome Brillengläser in Betracht ziehen. Diese Gläser passen sich automatisch an die wechselnden Lichtverhältnisse im Freien an.
Eine bedeutende Entwicklung in der Intraokularlinsen-Chirurgie war die Einführung von Mehrstärken- und akkommodierenden IOLs. Diese Linsen ermöglichen das Sehen auf verschiedene Entfernungen und reduzieren die Notwendigkeit, eine Brille oder Kontaktlinsen zu tragen.
Jede IOL hat in Bezug auf das beste unkorrigierte Sehen im Nah-, Zwischen- und Fernbereich Vor- und Nachteile. Dies betrifft auch die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Sehstörungen wie Lichthöfe und Blendung bei Nacht, die nach der Operation auftreten können. Ihr Augenchirurg wird Sie zur für Sie am besten geeigneten IOL beraten.
Risiken und Nebenwirkungen
Der refraktive Linsenaustausch wird im Wesentlichen auf die gleiche Weise durchgeführt wie die Katarakt-Operation. Deshalb sind die Komplikationen bei einem RLE ähnlich wie die möglichen Komplikationen bei Katarakt-Operationen.
Eine Linsenersatz-Operation ist invasiver als die laserbasierte refraktive Chirurgie einer LASIK oder PRK und mit etwas mehr Risiko verbunden.
Allerdings sind sehkraftbedrohende Komplikationen selten. Die meisten Komplikationen können erfolgreich mit Medikamenten oder einer zusätzlichen Operation behandelt werden.
Der refraktive Linsenaustausch hat sich als sicher und effektiv erwiesen. Dennoch bergen alle Operationen ein gewisses Risiko, das Sie mit Ihrem Augenchirurgen ausführlich besprechen sollten. Die Risiken und Komplikationen beim refraktiven Linsenaustausch umfassen:
Netzhautablösung, insbesondere bei extrem kurzsichtigen Menschen
Verschobene Intraokularlinse
Erhöhter Augendruck (okularer Bluthochdruck)
Infektionen oder Blutungen im Auge
Hängendes Augenlid (Ptosis)
Blendung, Lichthöfe und verschwommenes Sehen bei Mehrstärken-IOLs
Im Vergleich zu anderen Sehkorrektur-Verfahren ist der refraktive Linsenaustausch invasiver und birgt ein höheres Risiko für Komplikationen.
Es kann sich jedoch lohnen, die erhöhten Risiken einzugehen, wenn Sie einen schweren refraktiven Fehler haben und den starken Wunsch, weniger abhängig von Brillen oder Kontaktlinsen zu sein.
Seite veröffentlicht in Samstag, 4. September 2021